Amarante

Amarante liegt etwa siebzig Kilometer östlich von Porto am Rio Tâmega, einem Nebenfluss des Rio Douro. Das reizvolle Städtchen am Nordwesthang der Serra do Marão ist mit dem Auto schnell erreicht. Die gut ausgebaute Autobahn ist nur wenig befahren und führt jenseits von Amarante in östlicher Richtung als Bundesstraße hinein in die typische, liebliche Landschaft der Weinberge. Der Vinho Verde (grüner Wein) aus dieser Region genießt einen guten Ruf. Wenngleich die Weine sich nicht mit der Qualität und dem Charakter der Portweine messen können, werden inzwischen einige sehr gute, individuelle Sorten angebaut. Die Vinho Verdes gibt es als Weiß- und Rotweine. Sie sind wegen ihrer leichten, etwas moussierenden Note sehr beliebt.

Eine lukullische Besonderheit Amarantes erwähnt jeder Reiseführer gern: die bolos de São Gonçalo. Diese Plätzchen werden allerdings nicht ihres außerordentlichen Geschmacks wegen gewürdigt, sondern weil sie phallusförmig sind. São Goncalo, der Stadtheilige, wird von den Einwohnern Amarentes als Schutzpatron der Liebenden verehrt. Alljährlich wird ihm zu Ehren Anfang Juni ein großes Fest gefeiert, bei dem junge Frauen und Mädchen den Stadtpatron anflehen, ihnen Ehemann und Kinder zu bescheren. Und bei dieser Gelegenheit wird freigiebig das aphrodisierende Gebäck verschenkt.

Aus der Stadt mit ihren zwei- bis dreihundert Jahre alten Bürgerhäusern gelangt man über eine fünfzig Meter lange, dreibogige Granitbrücke über den Rio Tâmega zur Klosterkirche Igreja do São Gonçalo. Die Brücke soll, wie könnte es anders sein, Gonçalo gebaut haben, nachdem eine Überschwemmung die ursprüngliche, schon unter Trajan errichtete Römerbrücke davon gespült hatte.

In der Klosterkirche, die mit einer schönen Kuppel und illusionistischen Malereien beeindruckt, findet man in einer kleinen Grabkapelle neben dem Hauptaltar den Sarkophag des heiligen Gonçalo, der von den zahllosen Berührungen Ratsuchender schon etwas abgegriffen ist.

Aus Amarante stammt auch der Maler und Bildhauer Amadeo de Souza Cardoso (1887-1918), dessen kubistische Werke unter anderem in einem nach ihm benannten Museum gezeigt werden. Der Dichter Teixeira de Pascoaes (1872-1952) lebte auf einem Weingut in der Nähe Amarantes. Dort gewährte er dem deutschen Schriftsteller Albert Virgoleis Thelen von 1939 bis 1947 Asyl. Thelen übersetzte mehrere Romane des Portugiesen ins Deutsche. Ein Denkmal neben der Klosterkirche erinnert an den bedeutenden Mystiker.

Weinberge in der Serra do Marão

Amarante - Igreja do São Gonçalo

Amarante -Igreja do São Gonçalo

Amarante - Igreja do São Gonçalo

Amarante - Rio Tâmega

Amarante - Teixeira de Pascoaes