Guarda und Torre

Portugal hat mehr als die sonnigen Strände der Algarve zu bieten, so viel hat sich inzwischen herumgesprochen. Trotzdem verschlägt es nicht sehr viele Touristen ins Landesinnere. Dabei ist die Landschaft oft, wie hier in der Serra da Estrela, wirklich eine Reise wert.

Auf einem Granitmassiv im Nordosten des »Sterngebirges« liegt Guarda, mit 1056 Metern über dem Meerespiegel die höchstgelegene Stadt in Portugal, einst ein wehrhafter Grenzort, denn das Verhältnis zu den benachbarten Spaniern war über frühere Jahrhunderte selten freundlich. Selbst die Kathedrale von Guarda erweckt mit ihrem geschlossenen Zinnenkranz von außen einen abweisenden und militärischen Eindruck. Doch im Innern entfaltet sich frisch restauriert die ganze Pracht der gotischen Baukunst: schlanke, hochstrebende Pfeiler geben dem Kirchenraum eine harmonische Struktur, der helle Granit schafft eine freundliche Atmosphäre. Im Chor fasziniert ein gewaltiges, aus Ança-Stein gehauenes Altarbild. Mit über 100 Figuren sind hier Szenen aus dem Leben Christi nachgestellt. Der äußerlich abweisende Charakter des Bauwerks erwischt Fotografen jedoch auch im Innern, denn Aufnahmen sind leider nicht gestattet, schade. Ein Bummel durch die hübsche Altstadt führt vorbei an mittelalterlichen Häusern, vielen kleinen Barockkirchen sowie dem Friedhof, einem kleinen Meer aus Stein.

Malerische Landschaft am Torre

Guarda - Kathedrale

Guarda - Friedhof

Und dann geht es hinein in die höchste Bergkette des Landes – etwa 30 Kilometer breit und 100 Kilometer lang reicht sie von Guarda nahezu bis Coimbra. Fast 2000 Meter hoch reicht die Grenze zwischen Nord- und Südportugal, die von Naturfreunden und Wanderern zunehmend als Ausflugsziel entdeckt wird.

Allerdings werden auch hier in heißen Sommern immer wieder größere Flächen zum Opfer von Waldbränden, und die raue Landschaft macht den Menschen das Leben schwer – diese Region zählt zu den ärmsten Landstrichen von Portugal.

Doch dem Reisenden bietet sich die Serra da Estrela in ihrer schroffen Schönheit dar. Tiefe Schluchte, bizarre Felsen, Bachläufe und ein großer Stausee, herrliche Aussichten und menschenleere Weiten machen die Bergtour zum Erlebnis.

Blick vom Torre

Stausee am Torre

Blick vom Torre

Vor allem im Winter ist der Torre, auch Malhão da Estrela genannt, den Einheimischen ein beliebtes Ziel für Tagestouren. Hier befindet sich in etwa 1993 Metern Höhe das einzige Skigebiet des Landes. Doch auch im Sommer lohnen sich Aufstieg oder Anfahrt. Die Aussicht ist herrlich und tröstet darüber hinweg, dass Picknick-Gesellschaften rund um den Gipfel ihre Spuren hinterlassen haben.

Torre

Gipfel des Torre

Torre

Ein Erwerbszweig dieser Gegend ist die Schafzucht. Überall finden sich Hirtenhütten aus Stein, deren Dächer nach jedem Winter neu gedeckt werden müssen. Aus der Schafsmilch wird Serra-Käse hergestellt, ein portugiesischer Spitzenkäse.

Hirtenhütte in der Serra da Estrela