Lissabon
Anzeige

Die »Metropole der Melancholie« zeigt dem Reisenden, der sich von Norden nähert, zunächst die kalte Schulter. Die Randbezirke erinnern fast an Rio de Janeiro, und dass von den 700 000 Einwohnern der Hauptstadt von Portugal etwa 100 000 Schwarzafrikaner sind, sieht man hier überdeutlich. Wer den Charme des Verfalls sucht, sucht hier vergebens.

Es schließen sich Geschäfts- und Bankenviertel an – moderne und modernistische Zweckbauen wie in jeder besseren Großstadt. Gelegentlich findet man verspielte Anklänge an typisch portugiesische Architektur, wie hier in den Türmen des Amoreiras-Centers.

Wer in Lissabon eine Unterkunft sucht, der hat die große Auswahl: Ob Hotel, Ferienhaus, Bed & Breakfast oder Jugendherberge – es wird geboten, was das Herz begehrt. Da ist es keine schlechte Idee, sich schon vorher umzusehen – zum Beispiel beim Hotelpreisvergleich trivago. Da ist von günstig bis luxuriös für jeden Geschmack etwas dabei.

Doch Lissabon ist – verglichen mit anderen Hauptstädten – keine große Stadt, so nähert man sich schnell der historischen Altstadt. Und hier, in der Baixa, versteht man die Lissabon-Schwärmer. Das Viertel zeigt sich in seiner ganzen Lebendigkeit: die kleinen und großen Läden, die vom hundert Jahre alten Portwein bis zur Mode der nächsten Saison alles bieten, Cafés und Restaurants, Springbrunnen und Straßenbahnen – und das Gewimmel von Touristen und Einheimischen, Blumenverkäufern, Bettlern und Musikanten, heiter und entspannt unter sommerlichem Himmel. Allein dafür lohnt sich eine Städtereise nach Lissabon.

Man besucht nicht Lissabon, ohne vom Erdbeben von 1755 zu hören. Die Baixa, die direkt an den Tejo grenzt, wurde damals von den Flutwellen und Erdstößen völlig zerstört. Der Neuaufbau wurde geleitet vom Marquês de Pombal, einem Mann mit den Visionen der Aufklärung: Breite gepflasterte Straßen treffen rechtwinklig aufeinander, nicht Paläste und Kirchen, sondern Bürgerhäuser und Ladenlokale entstanden, verschiedene Zünfte wurden hier in der Unterstadt angesiedelt.

Die Spuren dieser handwerklichen Meisterschaft haben bis heute überlebt, auch wenn vielerorts der Putz schon bedenklich bröckelt: Straßenpflaster, verziert mit maritimen Mustern, Zunftzeichen und selbst die Straßenbeleuchtung mit den Zeichen der Seefahrt erzählen vom Stolz einer kleinen, großen Nation.

Nördlich wird die Baixa vom Rossio begrenzt. Der Stadtplatz mit den zwei großen Brunnen war einst Markt und Gerichtsort. Stierkämpfe und Hinrichtungen finden hier heute nicht mehr statt, dafür sind die Plätze in den Straßencafés ideal, um das Leben auf dem Rossio an sich vorbeiziehen zu lassen.

Nach Norden schließt sich die Avenida da Liberdade an, eine Prachtstraße, die ihresgleichen sucht. Zwar tost heute auch hier der Verkehr, und manches der prachtvollen Bügerhäuser musste zweckmäßigen Bürohäusern weichen, doch wer den Fußmarsch über anderthalb Kilometer nicht scheut, wird mit dem Anblick der liebevoll ausgeführten schwarz-weißen Bodenmosaike und immer noch beeindruckender Architektur belohnt – und am Ende der anschließenden Grünanlage Parque Eduardo VII mit einem atemberaubenden Blick über den portugiesischen »Champs-Elysées« bis hinunter zum Tejo. Im Park laden Botanischer Garten und das »Kühle Gewächshaus« zum Verweilen ein, und Kunstinteressierte werden sich der Gulbenkian-Stiftung zuwenden.

Wohin es einen in Lissabon auch zieht, einen Blick auf das »Beinahe-Wahrzeichen« der Stadt sollte man auf jeden Fall werfen: Am Rande der Baixa verbindet der Elevador de Santa Justa die Unterstadt mit dem Viertel Carmo. 32 Meter überwindet der Aufzug, den nicht Gustav Eifel, sondern sein Landsmann Raul Mesnier de Ponsard konstruierte. Von der oberen Plattform kann man einen zauberhaften Ausblick genießen.

Lissabon - Turm des Armoreiras-Centers

Lissabon - Baixa in Lissabon

Lissabon - Straßenbahn in der Baixa

Lissabon - Laterne in der Baixa

Lissabon - Rossio

Lissabon - Rossio

Lissabon - Alfama

Lissabon - Elevador de Santa Justa

Eine sehr entspannte Art, die Stadt zu entdecken, ist eine Fahrt auf dem Tejo. Der größte Fluss der iberischen Halbinsel weitet sich, bevor er in den Atlantik mündet, zur Bucht mit bis zu 15 Kilometern Breite, verengt sich dann jedoch noch einmal – und hier zieht sich die Stadt am Ufer entlang. Von der Anlegestelle in der Nähe des Praça do Comércio legen beinahe stündlich die Boote zu Rundfahrten ab.

Lissabon liegt auf sieben Hügeln, dicht, vielfältig, voller Kontraste. Das sieht man vom Wasser aus so deutlich wie sonst nirgends. In östlicher Richtung passiert man zunächst die Alfama, das älteste Stadtviertel. Hier richtete das Erdbeben nur wenig Schaden an, die Grundstrukturen aus maurischer Zeit blieben erhalten, das Gewirr der engen Gassen überlebte. Heute ist das romantische Viertel jedoch vom Verfall bedroht. Doch majestätisch wölbt sich die Kuppel des Panteão Nacional über den Dächern.

Vorbei an Hafengelände und weniger malerischen Außenbezirken der Stadt geht es bis zur Ponte Vasco da Gama, einer 17 Kilometer langen Brücke, die die Hauptstadt mit dem Südufer des Tejo verbindet. Hier, am Rande der Stadt, liegt der Parque das Nações, der Park der Nationen – ein Erbe der Expo, die 1998 Millionen Besucher nach Lissabon zog. Noch heute ist der Park mit seiner modernen Architektur, vor allem aber den zahlreichen Einkaufs- und Vergnügungsangeboten, ein Anziehungspunkt für die Hauptstädter.

Den westlichen Wendepunkt der Bootsfahrt markieren das 52 Meter hohe »Denkmal der Entdeckungen« und der Torre de Belém. Das Denkmal Padrão dos Descobrimentos erinnert an die Männer, die für den Aufstieg von Portugal zur Weltmacht sorgten – auf einem stilisierten Schiffsbug steht an der Spitze von 32 Figuren Heinrich der Seefahrer, denn hier brachen die Karavellen zu ihren Entdeckungsfahrten auf. Vasco da Gama stach hier im Juli 1497 in See, und hier wurde er jubelnd empfangen, als er zwei Jahre später von seiner Reise nach Indien zurückkehrte.

Der Torre de Belém sollte einst die Tejo-Mündung sichern. Die Festung auf dem Felsen besteht aus einem sechseckigen Bollwerk und dem Turm. Besonders malerisch präsentiert sich das Bauwerk in abendlicher Beleuchtung. Dann scheint der steinerne Koloss auf dem Wasser zu schweben.

Wer das Schiff hier in Belém verlässt, wird angezogen vom Mosteiro dos Jerónimos, dem Hieronymitenkloster. An seiner Stelle gab es früher eine kleine Kapelle, König Manuel legte 1502 den Grundstein zu dem Kloster, das zu einem Hauptwerk des manuelinischen Baustils werden sollte. Eindrucksvolle Bauten in diesem Stil laden zum Beispiel auch in Batalha zur Besichtigung ein.

Wer die Rundfahrt auf dem Tejo komplett genießen will, fährt jetzt noch einmal unter der Hängebrücke Ponte 25 de Abril hindurch. Auf der anderen Seite des Tejo, der Stadt zugewandt, ragt die mächtige Statue des Cristo Rei empor. Sie wurde 1949 errichtet. Von ihrer Aussichtsplattform hat man einen ganz besonderen Blick auf Lissabon.

Dann geht es wieder zurück in die Altstadt, die sich am Abend noch einmal belebt: Kinos, Theater, Bars und Diskotheken öffnen ihre Türen, und die Köche in den Restaurants zeigen jetzt erst so richtig, was sie können.

Lissabon - Praça do Comércio

Lissabon - Alfama und Panteão Nacional

Lissabon - Ponte Vasco da Gama

Lissabon - Ponte Vasco da Gama

Lissabon - Seilbahn im Parque das Nações

Lissabon - Padrão dos Descobrimentos in Belém

Lissabon - Torre de Belém

Lissabon - Ponte de 25 Abril und Cristo Rei

Lissabon - Seefahrer und Cristo Rei