Sintra

Das Festival de Música de Sintra lockt alljährlich im Juni und Juli die Liebhaber klassischer Musik und des Balletts in die Ortschaft im Grünen. Doch auch ohne diese Aktivitäten hält das Städtchen an den Nordhängen der Serra de Sintra, das man von Lissabon aus schon nach einer halbstündigen Autofahrt erreicht hat, viele Eindrücke bereit.

Reiseführer zitieren gern Lord Byron, der vor 200 Jahren Sintra lobte als »...das vielleicht entzückendste in Europa, es enthält Schönheiten aller Art, natürliche und künstliche, Paläste und Gärten, die sich inmitten von Felsen, Katarakten und Abgründen erheben.« Und seit 1995 kann sich das Städtchen auch mit den Titel »Weltkulturerbe« schmücken.

Die 1887 eingerichtete Bahnlinie von und nach Lissabon erleichterte Wissenschaftlern den Zugang zu historischen Quellen und machte Sintra zudem der Mittelschicht der Hauptstadt als Urlaubsziel schmackhaft – eine wesentliche Voraussetzung für die wirtschaftliche Entwicklung der Region.

Kutschfahrt durch Sintra

Sintra - Rathaus Câmara Municipal

Sintra - Altstadt

Sintra - Azulejos im Bahnhof

Die mächtigen konischen Schornsteine des Palácio Nacional de Sintra beherrschen die Altstadt. Schon im 8. Jahrhundert stand an dieser Stelle ein maurischer Palast, den 400 Jahre später die Portugiesen eroberten. Einige arabische Elemente blieben über die Jahrhunderte erhalten. Oder sie wurden sogar erst später hinzugefügt, wie die Ajimece-Fenster, bei denen zwei Bögen durch eine schlanke Säule getrennt werden.

Nach einem kompletten Umbau des Haupt- und Küchentrakts gegen Ende des 14. Jahrhunderts wird der Palácio zum bevorzugten Sommersitz des Königshauses, das ihn bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nutzte. Vom 13. bis ins 16. Jahrhundert wurde der Palast wesentlich erweitert – besonders durch die Herrscher Dom Dinis, Dom João I und Dom Manuel. Daher wartet eine interessante Mischung unterschiedlicher Baustile auf Ihren Besuch.

So zieren in der Kapelle maurische symmetrische Muster die Decke aus Walnuss- und Eichenholz und den beeindruckenden Keramik-Mosaikboden. Die Tür zum Sirenensaal, dem Sala das Sereias, wird von verschlungenen Arabesken aus dem 16. Jahrhundert gerahmt. Und im Saal der Schwäne, dem Sala dos Cisnes, ist die Decke mit achteckigen Holzpaneelen verkleidet, die im 17. Jahrhundert mit Bildern von 27 schneeweißen Schwänen mit goldenen Halskronen geschmückt wurden. Schattige Höfe und kleine Gärten verbinden Drinnen und Draußen. Allgegenwärtig sind auch hier die Azulejos – benannt nach dem arabischen »alzulayi« für »polierte Steinchen«.

Auch von drinnen sind die 33 Meter hohen Kamine in der Küche recht beeindruckend. Wie es sich für ein zünftiges Jadgschloss gehört, spielte die Küche natürlich eine große Rolle – in Sintra konnten vier Hirsche gleichzeitig auf langen Drehspießen zubereitet werden.

Das Fotografieren ist auf dem Gelände des Palácio Nacional grundsätzlich untersagt, doch wie rechts ersichtlich, legen die Ordnungskräfte die Vorschrift mit sympathisch portugiesischer Gelassenheit aus.

Sintra - Palácio Nacional de Sintra

Sintra - Palácio Nacional de Sintra

Ajimece-Fenster am Palácio Nacional de Sintra

Sintra - Sala dos Cisnes im Palácio Nacional

Sintra - Palácio Nacional

So eindrucksvoll das ist – es verblasst neben der gewagten Attitüde des Palácio da Pena. Eine schmale Straße windet sich kurvenreich hinauf, und dann steht man auf dem letzten Hügel der Serra de Sintra vor dem »Neuschwanstein Portugals«. Auf den Ruinen eines Hieronymitenklosters errichtete der deutsche Architekt Baron von Eschwege ein extravagantes königliches Sommerhaus: narzissengelb und erdbeerrot, mit gotischen Türen und manuelinischen Fenstern, mit maurischen Azulejos und byzantinischen Decken, Erkern und Kuppeln, Zinnen, Türmchen und Minaretten.

Auch die Innenausstattung mixt üppig Formen und Farben der unterschiedlichsten Stile. Ein geräumiger Ballsaal ist mit deutschem Buntglas, kostbarem Porzellan und lebensgroßen Statuen von Fackelträgern dekoriert, ein ovales Schlafgemach mit leuchtend roten Tapeten und Stuck an der Decke ausstaffiert, ein Kreuzgang reich mit Kacheln geschmückt. Im arabischen Zimmer wurden Wände und Decken kunstvoll bemalt, und in der Kapelle stellen Bildhauereien aus Marmor und Alabaster Szenen aus dem Leben Christi nach. Für die einen ist das Ganze eine gewaltige Geschmacksverirrung, für die anderen ein amüsanter Augenschmaus.

Kein Zweifel dürfte allerdings aufkommen, wenn es um den Parque da Pena geht, der die bunte Anlage umgibt. Üppig gedeihen hier exotische Bäume und Sträucher, das erfrischende Höhenklima ist offensichtlich nicht nur den Besuchern, sondern auch der Vegetation angenehm. Aussichtspavillons und Brunnen sorgen für Abwechslung auf den Wegen und Pfaden, und immer wieder wird man mit zauberhaften Ausblicken über eine malerische Landschaft belohnt.

Sintra - Palácio da Pena

Sintra - Palácio da Pena

Sintra - Palácio da Pena

Sintra - Palácio da Pena