Tiscamanita

Im Mühlenmuseum Centro de Interpretación Los Molinos erfahren Sie viel über die Herstellung des Gofio und die technische Entwicklung der Mühlen. Auf Fuerteventura gibt es sowohl männliche als auch weibliche Mühlen. Die männliche Molino ist zweigeschossig und besitzt den Nachteil, dass das Getreide zum Mahlen ins obere Stockwerk geschleppt werden muss, in dem sich die Mühlsteine befinden. Die clevere weibliche Molina hat nur ein Stockwerk und erspart dem Müller so viel Plackerei.

Erst im 20. Jahrhundert bürgerte es sich ein, die Tätigkeit der Müller mit Geld zu entlohnen – vorher erhielten sie Naturalien, meist einen Anteil des Mehls. Die Mühle in Tiscamanita ist eine Molino, wie sie im 17. Jahrhundert aus Kastilien eingeführt wurden. Molinas gibt es auf Fuerteventura seit dem 19. Jahrhundert. Schöne Mühlen haben auch Antigua und Puerto de Lajas nahe Puerto del Rosario zu bieten.

Nahe Tiscamanita wird Aloe Vera, auf Spanisch »Sabila« oder »Zabila«, angebaut und verarbeitet. Die Pflanze enthält über 200 Wirkstoffe und hilft bei der Entgiftung, stellt angegriffene Körperzellen wieder her und wirkt desinfizierend. Schon Kolumbus hatte sie als Heilmittel an Bord, um verletzte Seeleute zu behandeln. Aus der Aloe Vera gewonnene Präparate werden teils innerlich und teils äußerlich angewendet.

Das Gewächs lässt sich leicht kultivieren und gedeiht am besten auf sandigen und trockenen Kalkböden, wie sie Fuerteventura in großer Menge zu bieten hat. Nach zwei bis drei Jahren werden die äußeren Blätter geerntet und umgehend verarbeitet, da die Inhaltsstoffe der Aloe Vera nach mehr als sechs Stunden schnell an Wirkung verlieren. Die hier erzeugten Produkte stellen eine interessante Bereicherung des notleidenden Außenhandels der Insel dar.

Ein anderer Wirtschaftszweig hat seine besten Zeiten bereits hinter sich. Die auf Fuerteventura weit verbreitete Opuntie – auch Cochenille-Kaktus genannt – stammt ursprünglich aus Amerika. Von jenseits des Teichs kam ihr Parasit, die Cochenille-Laus, gleich mit in die alte Welt. Die Azteken waren schon lange vor den spanischen Konquistadoren »auf die Laus gekommen«.

Die Schildlaus mit dem lateinischen Namen »Dactylopius coccus« produziert aus dem Saft der Opuntie den roten Farbstoff Carmin, welcher bei der Herstellung von Textilien, Kosmetika und mitunter sogar in Lebensmitteln Verwendung findet. Die »Farbläuse« werden gesammelt, getrocknet und zermahlen. Heutzutage hat synthetisch erzeugtes Carmin das »lausige Produkt« weitgehend vom Markt verdrängt.

Die Wolfsmilch schließlich ist das Wahrzeichen von Fuerteventura. Der Saft der Pflanze wurde früher benutzt, um in Tümpeln gefangene Fische zu betäuben – man konnte diese danach einfach einsammeln. Da das Gewächs jedoch auch dazu taugt, den Grill zu beheizen, ist es mittlerweile schon beinahe vom Aussterben bedroht.

Centro de Interpretación Los Molinos in Tiscamanita

Centro de Interpretación Los Molinos in Tiscamanita

Aloe Vera nahe Tiscamanita

Aloe Vera nahe Tiscamanita

Opuntie mit Cochenille-Läusen auf Fuerteventura

Wolfsmilch auf Fuerteventura